Galvano-Therapie (Electro Cancer Therapie – ECT)

Die Begriffe Galvano-Therapie und Electro Cancer Therapie (ECT) werden synonym verwendet und unterscheiden sich nicht in der Anwendung.

Bei der Galvano-Therapie wird Gleichstrom über feine Nadeln direkt in das Tumorgewebe eingebracht. Ziel ist es, durch elektrochemische Reaktionen im Gewebe eine lokale Veränderung der Tumorumgebung zu bewirken. Erste Studien deuten darauf hin, dass sich Tumorgewebe in bestimmten elektrischen Eigenschaften von gesundem Gewebe unterscheiden kann. Die Methode wird derzeit als ergänzendes Verfahren in der komplementären Onkologie eingesetzt.

Die Stromstärke und -menge werden dabei durch moderne medizinische Geräte exakt reguliert und kontinuierlich überwacht.

Die Galvano-Therapie wird in Ergänzung zu anderen Behandlungsformen eingesetzt, kann aber nicht als alleinige oder gesicherte Krebstherapie bezeichnet werden.

Video Dr. Ralf Heinrich im SQ24 TV zum Thema Galvano Therapie.

In einem Beitrag des Schweizer Gesundheitsfernsehens SQ 24 spricht Dr. Ralf Heinrich über die Galvano-Therapie – ein Verfahren, das historisch in der konventionellen Medizin Anwendung fand, heute jedoch nur noch selten eingesetzt wird. Dabei wird unter lokaler Betäubung ein Gleichstrom gezielt in das Tumorgewebe eingebracht. Ziel ist es, durch elektrochemische Prozesse eine lokale Veränderung der Tumorumgebung herbeizuführen.

In der THERA Praxisklinik Berlin kommt dieses Verfahren seit etwa 12 Jahren als ergänzende Therapieoption zum Einsatz, insbesondere bei bestimmten Erkrankungen wie Brust-, Prostata- oder Hauttumoren. Die Behandlung kann – nach sorgfältiger Abwägung – auch ergänzend zu anderen Therapieformen wie Operation oder Chemotherapie erfolgen.

Dr. Ralf Heinrich legt in seiner Arbeit besonderen Wert auf einen ganzheitlich orientierten Therapieansatz. Dabei werden individuelle Faktoren ebenso berücksichtigt wie verschiedene medizinische Verfahren, die in ein umfassendes Therapiekonzept integriert werden können.

Das Wirkprinzip der Galvano-Therapie

Folgende Effekte werden mit der Galvano-Therapie avisiert:

  • Elektrolyse
  • Aktivierung des Immunsystems
  • Verringerung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung des Tumors
  • Verringerung des Tumorwachstums
  • Schädigungen der Zellmembranen
  • sog. antimetastatischer Effekt

Die Elektrolyse ist hierbei ein zentraler Effekte dieser Therapieform. Dabei entsteht durch das Anlegen von Gleichstrom ein elektrisches Spannungsfeld im Zielgewebe. Zwischen den beiden Elektroden – der Anode (Pluspol) und der Kathode (Minuspol) – kommt es zur Bewegung geladener Teilchen: Positiv geladene Natriumionen wandern zur Kathode, negativ geladene Chloridionen zur Anode.

An den Elektroden entstehen durch Reaktion dieser Ionen mit dem Gewebewasser alkalische bzw. saure Mikrobereiche (z. B. Natronlauge oder Salzsäure). Diese lokalen elektrochemischen Veränderungen können zu einer gezielten Schädigung des umliegenden Gewebes führen. In der Folge können sogenannte Kolliquations- oder Koagulationsnekrosen entstehen – also Formen von lokal begrenztem Zelluntergang.

Die Wirkung ist auf einen Radius von etwa 1,5 cm um die Elektrode begrenzt. Die Stärke des Effekts hängt unter anderem von der eingesetzten Strommenge sowie der Anwendungsdauer ab. In der Praxis erfolgt die Stromapplikation über einen individuell festgelegten Zeitraum unter medizinischer Überwachung. Dabei kann – je nach therapeutischem Konzept – eine kontinuierliche Stromabgabe über mehrere Stunden vorgesehen sein.

Infolge der elektrochemischen Prozesse im Gewebe kann es zu lokalen Veränderungen im behandelten Bereich kommen. Beobachtet wird dabei unter anderem eine begrenzte Gewebeschädigung im unmittelbaren Umfeld der Elektroden. Im weiteren Verlauf können körpereigene Reparaturprozesse einsetzen, durch die das betroffene Areal strukturell verändert wird.

Mit freundlicher Genehmigung von:
Praxisklinik Dr. Mayer

Unter dem nachfolgenden Link finden Sie eine Studie der Universität Frankfurt aus dem Jahr 2007 (Thomas J. Vogl et al.) zur Behandlung des Prostatakarzinoms mittels Galvano-Therapie. Die Studie beschreibt erste Ergebnisse, die weiter wissenschaftlich geprüft werden sollten.

Laut den Autoren wurde die Methode MR-gestützt durchgeführt und in dieser Untersuchung als technisch durchführbar und gut verträglich beschrieben. Es wurden Hinweise auf eine mögliche lokale Tumorkontrolle beobachtet.

Lesen Sie selbst nach:

Studie Uni Frankfurt als PDF

Behandelbare Tumorarten

Die Galvano-Therapie kann grundsätzlich bei allen Tumoren angewendet werden, die mittels Nadelelektroden unter Vorhaltung entsprechender Bildgebung punktiert werden können.

Die folgenden Tumorarten kommen grundsätzlich in Frage für eine Galvano-Therapie:

  • Prostatakarzinome
  • Mammakarzinome, isolierte axillare, thoraxwandnahe Lymphknoten
  • isolierte Lungen- und Lebermetastasen (bei anatomischer Möglichkeit und Vorhaltung entsprechender technischer Einrichtungen)
  • Hautkarzinome jeder Genese (z. B. Melanom, Spinaliom, Basaliom u. a.)
  • Vulvakarzinome
  • Gebärmutterhalskrebs
  • alle Tumoren im HNO-Bereich
  • Schilddrüsentumoren
  • Rezidive nach Strahlen- und/oder Chemotherapie, Hautmetastasen
  • Tumoren der Speicheldrüse
  • Nierentumoren
  • Sarkome, isolierte Knochentumoren und Knochenmetastasen

Durchführung und Ablauf der Galvano-Therapie

Die Galvano-Therapie erfolgt ambulant und unter lokaler Betäubung. Sie ist minimalinvasiv – d.h. der Eingriff in den Körper ist geringfügig und für den Patienten organerhaltend.

Behandlungsablauf:

  • Bestimmung von Lage und Größe des Tumors mittels Ultraschall
  • Lokale Betäubung des Tumorareals
  • Punktion des Tumors unter Sonografie- Kontrolle nach spezifischen elektromedizinischen Gesichtspunkten
  • Konfigurieren des ECT – Gerätes
  • Anlegen des Gleichstroms über ca. 180 Minuten
  • Entfernen der Anschlussleitungen und der Elektroden
  • Sichtkontrolle und ggf. Wundversorgung

Kontrolluntersuchungen sind vor jeder weiteren Behandlung sowie drei, sechs und zwölf Monate nach der letzten Behandlungssitzung durchzuführen.


Die Entdeckung der Galvano-Therapie

Dr. Luigi Galvani – Professor für Anatomie an der Universität Bologna – beobachtete 1780, dass die Muskeln toter Frösche, die in der Nähe einer Elektrisiermaschine lagerten, zu zucken begannen, sobald er sie mit einem Messer berührte.

Galvani erkannte das Potential seiner zufälligen Entdeckung und veröffentlichte diese in einer Arbeit mit dem Titel: „De viribus electricitatis in motu musculari commenstarisus“ (Beschreibung der elektrischen Kräfte der Muskelbewegung).

Die Zufallsentdeckung des Gleichstroms durch Galvani führte zur Entwicklung der Batterien, wie wir sie heute in vielfältiger Form verwenden. Überhaupt verdanken wir Galvani die Grundlage für die weitere Erforschung der Elektrizität und deren physikalischer Gesetze inner- und außerhalb von biologischen Systemen.

Viele wissenschaftliche Arbeiten wurden bereits im 19. Jahrhundert geschrieben und veröffentlicht.

 

Wissenschaftliche Studien zur Galvano-Therapie:

Mir L, Glass L, Sersa G, et al. Effective treatment of cutaneous and subcutaneous malignant tumours by electrochemotherapy. Br J Cancer 1998; 77:2336-2342.

Quan K. Analysis of the clinical effectiveness of 144 cases of soft tissue and superficial malignant tumours treated with electrochemical therapy. Eur J Surg Suppl 1994:37-40.

Song LC, Liu CY, Zhang BP, Wang T, Song YQ, Li YW. Electrochemical therapy (ECT) for thyroid adenoma during acupuncture anaesthesia: analysis of 46 patients. Eur J Surg Suppl 1994; 574:79-81.

Song Y, Li C, Li Y, et al. Electrochemical therapy in the treatment of malignant tumours on the body surface. Eur J Surg Suppl 1994:41-43.

Xin Y, Xue F, Ge B, Zhao F, Shi B, Zhang W. Electrochemical treatment of lung cancer. Bioelectromagnetics 1997; 18:8-13.

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