Stammzellen-Therapie als innovative Behandlungsoption bei Arthrose
Die Arthrose, auch bekannt als Gelenkverschleiß, ist eine degenerative Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Wenn sich der Knorpel in einem Gelenk immer mehr abbaut, resultiert dies in Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit, was die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Bei Arthrose im Kniegelenk, auch „Gonarthrose“ genannt, treten Symptome bei Belastung wie längerem Gehen und Treppensteigen auf oder sogar in Ruhe.
Die konventionellen Therapiemöglichkeiten sind häufig begrenzt und können mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein, was Patienten vor eine schwierige Entscheidung stellt. Als letzter Ausweg wird dann ein Gelenkersatz in Betracht gezogen, was jedoch eine invasive und nicht immer risikofreie Option ist.
Stammzellen-Therapie bietet neue Hoffnung
Inmitten dieses Szenarios bietet die neuartige Stammzellen-Therapie eine vielversprechende Alternative. Bei dieser innovativen Behandlungsmethode werden Stammzellen aus dem Fettgewebe des Patienten extrahiert und direkt in das betroffene Kniegelenk injiziert. Die Stammzellen-Therapie zielt darauf ab, den geschädigten Knorpel zu regenerieren und die Entzündung im Gelenk zu reduzieren, um so Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.
Ein großer Vorteil der Stammzellen-Therapie gegenüber herkömmlichen Behandlungen ist ihr minimalinvasiver Charakter. Im Gegensatz zu einem Gelenkersatz erfordert die Stammzellen-Therapie keinen chirurgischen Eingriff und birgt somit ein geringeres Risiko für Komplikationen. Darüber hinaus nutzt die Stammzellen-Therapie körpereigene Ressourcen, was die Verträglichkeit erhöht und das Abstoßungsrisiko minimiert.
Obwohl weitere Forschung erforderlich ist, um die langfristigen Auswirkungen der Stammzellen-Therapie bei Arthrose vollständig zu verstehen, deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass diese innovative Behandlungsmethode das Potenzial hat, die Lebensqualität von Millionen von Arthrose-Patienten weltweit zu verbessern.
Was sind Stammzellen und warum haben sie großes Potenzial für die Medizin?
Stammzellen sind, einfach ausgedrückt, Vorläufer- oder Ursprungszellen (=undifferenzierte Zellen). Sie können sich in verschiedene Zelltypen weiterentwickeln und somit unterschiedliche Gewebearten entstehen lassen. So liegt der Gedanke nahe, Stammzellen für therapeutische Zwecke zu nutzen, wenn ein Gewebe im Körper geschädigt ist. Denn was wir an dieser Stelle benötigen, ist Regeneration! Wiederaufbau. Genau hierzu sind Stammzellen grundsätzlich in der Lage: dem Körper dabei helfen, geschädigtes Gewebe wieder aufzubauen.

Abb.: Eine häufige Ursache für vorzeitigen Gelenkverschleiß und Arthrose im Knie (=Gonarthrose) sind Sportverletzungen und extreme Belastungen.
Warum kann die Stammzellen-Therapie bei Gonarthrose potenziell helfen?
Im menschlichen Fettgewebe befinden sich die Fettstammzellen. Sie gehören in der Begrifflichkeit zu den „mesenchymale Stammzellen“ und sie tragen zur Gesunderhaltung und Regeneration des Stütz- und Bindegewebes bei. Anders ausgedrückt: Fettstammzellen können Knorpel, Knochen, Muskel, Sehnen, Bänder und Fett herstellen. Hierfür bedarf es zunächst keiner Therapie, sondern der Prozess läuft ständig und ganz natürlich in unserem Körper ab.
Mesenchymale Stammzellen befinden sich (u.a.) im menschlichen Fettgewebe und können potenziell Knochen und Knorpel aufbauen.
Dennoch leiden so viele Menschen unter degenerativen Veränderungen, Gelenkverschleiß (=Arthrose) und in der Folge unter Symptomen wie Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Wie kann das sein? Lässt uns unser Körper hier im Stich?
Zu einem dauerhaften Verschleiß und Knorpelabbau kommt es immer dann, wenn die Belastung zu groß ist und über längere Zeit besteht, wenn ein Ungleichgewicht vorliegt zwischen Abbau und Aufbau. Solche Belastungen, die Gelenkverschleiß und Gonarthrose begünstigen, sind u.a.:
- Übermäßige oder ungleichmäßige mechanische Belastung, z.B. bei Übergewicht/Adipositas, Fehlstellungen oder -haltungen, extreme Alltagsbelastungen/Sport
- Entzündungsprozesse im Gelenk, ausgelöst zum Beispiel durch Infektionserreger, Verletzungen, Schwermetallbelastung, entzündliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Autoimmunerkrankungen
- Durchblutungsstörungen: Wenn keine ausreichende Durchblutung gegeben ist (z.B. beim Vorliegen von Atherosklerose), dann wird die Gelenkflüssigkeit schlechter mit Nährstoffen versorgt und somit leidet der Knorpel, er „verhungert“
Hinzu kommt, dass die Regenerationsfähigkeit von mesenchymalen Stammzellen begrenzt ist. Im Laufe des Lebens nimmt die Anzahl der Stammzellen ab und somit die Fähigkeit zur Reparatur von Schäden.
So lässt sich erklären, warum in der heutigen Zeit zunehmender Belastungen (mit u.a. stark zunehmender Fettleibigkeit) auch die Gonarthrose immer mehr zunimmt und warum die Prävalenz im Alter nochmals steigt. Im Jahr 2022 waren deutschlandweit ca. 7% der Gesamtbevölkerung an Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) erkrankt (dies entspricht etwa 6 Millionen Menschen).
Die Stammzellen-Therapie ist ein neuer Ansatz zur Behandlung von Knorpelschäden im Knie. Hierbei werden die Fettstammzellen aus dem Fettgewebe mittels Liposuktion extrahiert, aufbereitet und anschließend direkt in das betroffene Gelenk injiziert – im Falle der Gonarthrose entsprechend in das Kniegelenk. Man könnte sagen: Die Selbstheilungskräfte des Körpers werden an Ort und Stelle gebracht.
Wie ist der aktuelle Forschungstand bezüglich der Stammzellen-Therapie?
Das große Potential der Stammzellen für die Behandlung von Krankheiten wird heute auch in der Forschung zunehmend erkannt. So gibt es bereits einige vielversprechende klinische Studien, die die Wirksamkeit einer Stammzellen-Therapie bei der Behandlung von verschiedenen Erkrankungen wie Arthrose, Knorpelschäden und Herzinfarkten belegen. Gezeigt werden konnte eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik und eine verbesserte Knorpelqualität (Gelenkfunktion). Dennoch befindet sich die Stammzellen-Therapie in einem frühen Forschungsstadium und so hat sie auch noch keinen Einzug in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen erhalten.
Beispiel Studie 1:
Studien-Design:
40 Patienten mit Gonarthrose wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten mit mesenchymalen Stammzellen bzw. einem Placebo behandelt
Ergebnis:
- Knorpelregeneration: Signifikante Verbesserung der Knorpeldicke und verbesserter Knorpelzustand in der Behandlungsgruppe im Vergleich zur Kontroll-/Placebogruppe nach 12 Monaten (MRT-Untersuchung)
- Entzündungsparameter im Blut: Signifikante Verringerung der Entzündungsmarker in der Behandlungsgruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe
- Klinischer Outcome: Verbesserter klinischer Befund (Schmerzen, Funktion) in der Behandlungsgruppe
- Sicherheit: Die Injektionen waren gut verträglich, es kam zu keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen
Fazit der Studie:
Die Injektion von allogenen mesenchymalen Stromazellen aus dem Fettgewebe in das Kniegelenk ist eine sichere und wirksame Therapie für Patienten mit Kniearthrose.
Bereits 2004 erschien in der Ärztezeitung ein Artikel darüber, wie US-Forscher mit Hilfe von Stammzellen des Fettgewebes ein Knochendefekt bei Mäusen reparieren konnten.
Für wen kommt eine Stammzellen-Therapie als Behandlung der Gonarthrose infrage?
Arthrose | Befund |
---|---|
Stadium 0 = keine Arthrose | Normalbefund |
Stadium 1 = fragliche Arthrose | mögliche osteophytische Ausläufer (Knochenspornbildung), möglicherweise leichte Knorpelschädigung |
Stadium 2 = minimale Arthrose | definitiver Osteophytennachweis, mögliche Verengung des Gelenkspalts |
Stadium 3 = moderate Arthrose | deutliche Verengung des Gelenkspalts, multiple Osteophyten, Sklerosierung (Verhärtung) des Knochens, mögliche Gelenkdeformität |
Stadium 4 = schwere Arthrose | Schwere Verengung des Gelenkspalts, schwere Sklerosierung, ausgeprägte Gelenkdeformität |
Tab.: Der Schweregrad der Arthrose wird anhand eines Röntgenbildklassifizierungssystems in insgesamt 5 Stadien/Grade eingeteilt (Kellgren-Lawrence-Score)-so auch bei der Gonarthrose. Allerdings besteht häufig eine Diskrepanz zwischen Schweregrad im Röntgenbild und Schmerzintensität – so können Patienten mit Grad 1-2 bereits unter erheblichen Schmerzen leiden.
Durchgeführt werden kann die Stammzellen-Therapie bei allen Arthrose-Graden. Jedoch ist der zu erwartende Therapieerfolg bei Gonarthrose Grad 4 begrenzt, da hier bereits Gelenkdeformitäten vorliegen, die mittels Stammzellen-Therapie nicht behoben werden können.
Beispiel Studie 2:
Studien-Design:
Meta-Analyse: eingeschlossen wurden 14 randomisierte und kontrollierte Studien, die eine Stammzellen-Therapie als Intervention bei Patienten mit Gonarthrose anwenden
Ergebnis:
- Signifikante Verbesserung der Schmerzintensität und der Funktionalität des Kniegelenkes in der Behandlungsgruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe (KOOS-Score, VAS-Score). Diese Verbesserungen nahmen mit der Zeit zu.
- Verbesserung der Lebensqualität in der Behandlungsgruppe
- Kein signifikanter Unterschied bezüglich der Rate an Nebenwirkungen
Fazit der Studie:
Diese Metaanalyse hat die Sicherheit und Wirksamkeit einer Stammzellen-Therapie bei Gonarthrose herausgearbeitet und fasst zusammen, dass die Stammzellen-Therapie eine wirksame Therapie zur Verbesserung der Mobilität einer alternden Bevölkerung sein könnte.
Grundsätzlich gilt zu beachten:
vor Durchführung eines invasiven Eingriffes sind konservative Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen (z.B. Physiotherapie/Osteopathie, Gewichtsreduktion, Entzündungsregulation). Die Stammzellen-Therapie ist dann im Sinne eines individuellen Heilversuches zu verstehen.
Wie wird eine Gonarthrose in der THERA Praxisklinik behandelt?
In der THERA Praxisklinik verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Fachärzte verschiedener Spezialisierungen arbeiten eng zusammen, um die Ursache Ihrer Beschwerden aufzuspüren.
Eine Gelenkarthrose betrachten wir aus allen Perspektiven. So kann es vor oder während einer Stammzellen-Therapie sinnvoll sein, eine Haltungsregulation durchzuführen, ein entzündliches Geschehen im Körper zu regulieren oder eine Gewichtsreduktion umzusetzen.
Wir sind gemeinsam für Sie da:
- Dr. med. Christian Becker – Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, Taucherarzt, Notarzt
- Dr. med. Ralf Heinrich – Klinikleitung, Arzt für Naturheilverfahren
- Dr. med. Uwe Günter – Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schwerpunkt Akupunktur und Neuraltherapie
- Krimhild Korndörfer-Luft – General Practitioner
- Dr. med. Christian Bahr – Facharzt für Chirurgie
- Dr. med. Ralf Hilbert – Ernährungs- und Labormediziner, Biochemiker
- U.v.a.m.
Unser Team aus erfahrenen Ärzten und Therapeuten entwickelt für Sie ein individuelles Behandlungskonzept, das auf Ihre Bedürfnisse und Ihre Gesundheit abgestimmt ist.
FAQ zur Stammzellen-Therapie & Gonarthrose
Welche Gelenke können mittels Stammzellen-Therapie behandelt werden?
Grundsätzlich können alle Gelenke mit Fettstammzellen behandelt werden. In der THERA Praxisklinik haben wir uns auf die Behandlung von Knie-, Hüft- sowie Daumensattelgelenk spezialisiert.
Was kostet eine Stammzellen-Therapie bei Gonarthrose?
Die Kosten für eine Stammzellen-Therapie liegen im 4-stelligen Bereich. Der genaue Betrag hängt u.a. auch von der individuellen Situation ab. Für genauere Infos wenden Sie sich gerne jederzeit telefonisch oder schriftlich direkt in der THERA Praxisklinik.
Wo findet die Therapie statt?
Die Therapie erfolgt in ambulantem Setting in unseren schönen Praxisräumen in der Mommsenstraße in Berlin.
Wie lange hält der Erfolg einer Stammzellen-Therapie an?
Der Erfolg der Therapie beruht auf der Regeneration von (Knorpel)gewebe. Die Erfolgsdauer hängt also davon ab, ob und in welchem Maße nach der Therapie weiterhin gewebeschädigende (=gelenkbelastende) Faktoren vorhanden sind und zu einem erneuten Abbau des Gewebes führen. Aus diesem Grund arbeiten wir immer mit einem ganzheitlichen Konzept und betreiben Ursachenforschung: für einen nachhaltigen Therapieeffekt.
Wie lange dauert es, bis man Ergebnisse nach einer Stammzellen-Therapie bei Gonarthrose sieht?
Der größte Teil des Behandlungseffektes stellt sich innerhalb eines Monats ein. Bis zu einem halben Jahr nach der Therapie kann der Effekt noch weiter voranschreiten.
Kann eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfolgen?
Leider nein, da die Stammzellen-Therapie nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten ist, kann eine Kostenübernahme weder durch gesetzliche noch durch private Krankenkassen erfolgen.
Was ist der Unterschied zwischen Stammzellen-Therapie und SVT-Therapie (SVT= „stroma-vaskuläre Fraktion“)?
Die Stroma-vaskuläre Fraktion (SVF) und Fettstammzellen (adipogene Stammzellen/ASCs) sind zwei verwandte, aber unterschiedliche Zellprodukte, die aus Fettgewebe gewonnen werden. Die SVF ist das unaufbereitete Zellgemisch, das neben Fettstammzellen auch andere regenerative Zelltypen und Wachstumsfaktoren enthält und einfacher zu gewinnen ist. Fettstammzellen hingegen sind die mesenchymalen Stammzellen, die aus der SVF isoliert und angereichert werden müssen – ein aufwändigerer Prozess, der jedoch eine höhere Konzentration dieser wertvollen Stammzellen liefert. Während die SVF-Therapie kostengünstiger und das gesamte regenerative Potenzial des Fettgewebes nutzt, bietet die Stammzellen-Therapie eine gezieltere Wirkung durch die reine Stammzellpopulation. Die Wahl der Methode hängt von der individuellen Situation des Patienten und den spezifischen Eigenschaften des geschädigten Gewebes ab.
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