Ganzheitliche Herzmedizin: Ein integrativer Ansatz zur Herzgesundheit

Prof. Dr. med. Pascal M. Dohmen

Prof. Dr. Pascal Dohmen

Die Kardiologie und Herzchirurgie entwickeln sich heute in eine interdisziplinäre Herzmedizin, das die Vorteile beider Fachbereiche mit einander verbindet. Weiterhin entwickelt sich die interdisziplinäre Herzmedizin kontinuierlich weiter und ergänzt bewährte medizinische Ansätze zunehmend durch ganzheitliche Behandlungskonzepte.

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass ein individualisierter, multifaktorieller Ansatz in der Herzmedizin vielversprechende Möglichkeiten für Prävention, mit Hilfe von Score Systemen, und Therapie bietet. Dabei werden neben den etablierten Risikofaktoren auch moderne Biomarker und natürliche Therapieansätze wissenschaftlich fundiert berücksichtigt.

Anatomische Grundlagen des Herzens

Das Herz als zentrales Organ des Kreislaufsystems besteht aus vier wesentlichen funktionellen Komponenten: dem Herzmuskel (Myokard), dem autonomen Nervensystem des Herzens, den Herzklappen als Ventilsystem und den koronaren Blutgefäßen. Diese Strukturen arbeiten in komplexer Weise zusammen, um eine effiziente Blutzirkulation zu gewährleisten. Störungen in einem dieser Bereiche können die gesamte Herzfunktion beeinträchtigen und erfordern oft eine differenzierte diagnostische und therapeutische Herangehensweise.

Moderne Risikofaktoren in der Kardiologie

Moderne Risikofaktoren in der Kardiologie

Lipoprotein(a) als genetischer Risikofaktor

Lipoprotein(a) stellt einen wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Dieser Biomarker ist zu etwa 80% genetisch determiniert und kann bereits in jungen Jahren zu kardiovaskulären Ereignissen führen. Erhöhte Lp(a)-Werte betreffen weltweit über 1,5 Milliarden Menschen und können das Risiko für arteriosklerotische Veränderungen und daraus resultierende Ereignisse um bis zu 46% erhöhen (bitte reference angeben). Die familiäre Häufung macht eine frühzeitige Diagnostik bei Angehörigen besonders wichtig, um präventive Maßnahmen Frühestmöglich einleiten zu können.

Oxidiertes LDL-Cholesterin

Während das Gesamt-LDL-Cholesterin als etablierter Risikoparameter gilt, rückt das oxidierte LDL (oxLDL) zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. Oxidiertes LDL spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Arteriosklerose durch Förderung der Schaumzellbildung und Entzündungsreaktionen in der Gefäßwand. Diese Form des Cholesterins ist direkt an der Plaquebildung beteiligt und kann als prognostischer Marker für kardiovaskuläre Ereignisse dienen (ref).

Homocystein als Gefäßrisikofaktor

Homocystein wird als unabhängiger Risikofaktor für atherothrombotische Erkrankungen diskutiert. Erhöhte Werte sind mit einem gesteigerten Risiko für koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und venöse Thromboembolien assoziiert. Der Biomarker reflektiert den Zustand der Endothelfunktion und kann frühzeitig auf vaskuläre Veränderungen hinweisen. Unterliegende Erkrankungen und/oder Vitaminemangel sollten entsprechend behandelt werden.

Individualisiertes Blutdruckmanagement

Grenzwerten individuell optimieren

Die moderne Hypertoniebehandlung bewegt sich weg von einheitlichen Blutdruckzielen hin zu einer individualisierten Betrachtung. Während aktuelle Leitlinien oft Zielwerte von 120/80 mmHg für alle Patienten vorgeben, zeigen neuere Erkenntnisse, dass Faktoren wie Alter, Gefäßzustand, Nierenfunktion und Begleiterkrankungen berücksichtigt werden sollten (ref). Die Fundoskopie als nicht-invasive Methode zur Beurteilung der Gefäßqualität kann dabei wertvolle Informationen für die Therapieentscheidung liefern, sowie zu Therapieevaluation.

Funktionelle Diagnostik

Moderne diagnostische Verfahren wie o.a. die Flow-mediated Dilation (FMD) ermöglichen die Bewertung der Endothelfunktion und können frühe Gefäßveränderungen aufdecken. Die Messung der Karotis-Intima-Media-Dicke bietet zusätzliche Informationen über den subklinischen Arteriosklerose-Status.

Natürliche Therapieansätze in der Herzmedizin

Natürliche Therapieansätze in der Herzmedizin

Coenzym Q10 bei Herzinsuffizienz

Coenzym Q10 spielt eine wesentliche Rolle in der mitochondrialen Energieproduktion des Herzmuskels. Bei Herzinsuffizienz-Patienten sind die Gewebespiegel oft erniedrigt. Klinische Studien zeigen, dass eine Supplementierung mit 2×60 mg täglich die Herzfunktion verbessern und die Lebensqualität steigern kann (ref). Die Behandlung erwies sich als sicher und gut verträglich, mit signifikanten Verbesserungen der linksventrikulären Funktion und Reduktion von NT-proBNP-Werten.

Rotschimmelreis als Statin-Alternative

Rotschimmelreis (Red Yeast Rice) enthält natürliches Monacolin K und kann bei milder bis moderater Hypercholesterinämie eine Alternative zu synthetischen Statinen darstellen. Studien zeigen eine LDL-Cholesterin-Reduktion von 15-25% bei einer täglichen Aufnahme von 3-10 mg Monacolin K (ref). Die Behandlung erwies sich als gut verträglich mit geringeren Nebenwirkungen als bei synthetischen Statinen (ref).

Schwarzkümmelöl (Nigella sativa)

Schwarzkümmelöl mit seinem Hauptwirkstoff Thymoquinone zeigt in klinischen Studien positive Effekte auf die Gefäßfunktion. Eine 2-monatige Supplementierung mit 500 mg täglich verbesserte signifikant die Flow-mediated Dilation (FMD) und Stickstoffmonoxid-Spiegel bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren (ref). Zusätzlich wurden blutdrucksenkende Eigenschaften dokumentiert (ref).

Strophanthin in der modernen Herzmedizin

Strophanthin (Ouabain) als traditionelles Herzglykosid findet in bestimmten klinischen Situationen nur beschränkte Anwendung. Im Gegensatz zu Digitalis-Präparaten zeigt Strophanthin ein günstigeres Nebenwirkungsprofil und kann bei Linksherzinsuffizienz und Angina pectoris eingesetzt werden. Die Substanz wirkt sowohl positiv inotrop als auch auf den Herzmuskelstoffwechsel (ref).

Erweiterte Diagnostik und Biomarker

Umfassende Lipiddiagnostik

Neben den Standardlipidparametern sollten in der modernen Herzmedizin erweiterte Biomarker berücksichtigt werden: – Lipoprotein(a) – Oxidiertes LDL – Apolipoprotein B – Small dense LDL-Partikel

Diese Parameter bieten ein differenzierteres Bild des individuellen kardiovaskulären Risikos als die alleinige Betrachtung von Gesamtcholesterin und LDL-C.

Vitamin D-Status

Vitamin D-Mangel ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. Schwerer Mangel (<10 ng/mL) kann das Risiko für plötzlichen Herztod oder Herzinsuffizienz um das 3-5fache erhöhen. Eine ausreichende Vitamin D-Versorgung unterstützt die Endothelfunktion und reguliert das Renin-Angiotensin-System.

Präventionsstrategien und Lebensstilinterventionen

Präventionsstrategien und Lebensstilinterventionen

Familiäres Screening

Bei genetisch bedingten Risikofaktoren wie erhöhtem Lipoprotein(a) ist ein systematisches Screening von Familienangehörigen indiziert. Dies ermöglicht die frühzeitige Identifikation von Risikopersonen und die Einleitung präventiver Maßnahmen vor dem Auftreten klinischer Symptome.

Bewegung und Gefäßgesundheit

Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Gefäßelastizität und kann den Bedarf an medikamentösen Interventionen reduzieren. Bereits moderate Aktivitäten wie regelmäßiges Treppensteigen können positive Effekte auf die Endothelfunktion haben.

Antioxidative Strategien

Die Reduktion der LDL-Oxidation durch antioxidative Maßnahmen stellt einen wichtigen präventiven Ansatz dar. Natürliche Antioxidantien können die Entstehung von oxidiertem LDL reduzieren und damit die Arteriosklerose-Entwicklung verlangsamen.

Omega-3-Fettsäuren

Qualitätsgesicherte Supplementierung

Omega-3-Fettsäuren

Bei der Verwendung von Omega-3-Fettsäuren ist die Qualität entscheidend. Präparate sollten frei von Schwermetallen und Oxidationsprodukten sein und standardisierte EPA/DHA-Gehalte aufweisen. Marine Omega-3-Fettsäuren zeigen in klinischen Studien kardioprotektive Eigenschaften.

Ginkgo biloba

Ginkgo biloba-Extrakte können die Mikrozirkulation verbessern und haben antioxidative Eigenschaften. Die Anwendung sollte jedoch qualitätskontrolliert und in therapeutischen Dosierungen erfolgen.

Integration in die klinische Praxis

Individualisierte Therapieansätze

Die ganzheitliche Herzmedizin erfordert eine individualisierte Herangehensweise, die sowohl etablierte Risikofaktoren als auch moderne Biomarker berücksichtigt. Die Therapieentscheidung sollte auf einer umfassenden Diagnostik basieren und die persönlichen Präferenzen und Lebensumstände des Patienten einbeziehen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die optimale Betreuung erfordert die enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologie, Präventivmedizin, Ernährungsmedizin und Labordiagnostik. Regelmäßige Verlaufskontrollen und Anpassungen der Therapie sind essentiell für den langfristigen Behandlungserfolg.

sorgfältige Überwachung durch regelmäßige Laborkontrollen

Sicherheitsaspekte und Qualitätskontrolle

Therapieüberwachung

Alle therapeutischen Interventionen erfordern eine sorgfältige Überwachung durch regelmäßige Laborkontrollen, funktionelle Parameter und Lebensqualitätsmessungen. Ein strukturiertes Nebenwirkungsmonitoring ist besonders bei der Kombination verschiedener Therapieansätze wichtig.

Evidenzbasierte Entscheidungen

Sämtliche Behandlungsempfehlungen sollten auf aktueller wissenschaftlicher Evidenz basieren und regelmäßig an neue Erkenntnisse angepasst werden. Die Patientenaufklärung über Nutzen und Risiken verschiedener Therapieoptionen ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung über ganzheitliche Ansätze in der Herzmedizin und stellen keine medizinische Beratung dar. Jede Behandlungsentscheidung sollte individuell und ausschließlich in Absprache mit einem qualifizierten Arzt getroffen werden. Bei akuten Beschwerden wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Hausarzt oder den Notdienst.

Wissenschaftliche Grundlagen

Die folgenden Studien unterstützen die dargestellten Konzepte der ganzheitlichen Herzmedizin:

 

Studie Link Datum Unterstützender Punkt
2024: The Year in Cardiovascular Disease – The Year of Lipoprotein(a) Archives of Medical Science 2024 Lipoprotein(a) als bedeutender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit über 1,5 Milliarden Betroffenen weltweit
The Role of Oxidized Low-Density Lipoproteins in Atherosclerosis PMC Article 2013 Oxidiertes LDL spielt entscheidende Rolle bei Arteriosklerose-Entstehung und Plaque-Entwicklung
May Strophanthin be a valuable cardiac drug? AJMCRR 2023 Strophanthin zeigt ausgezeichnete Wirkung bei Herzinsuffizienz mit 3mg magensaftresistenten Kapseln
Lipoprotein(a) and Long-Term Cardiovascular Risk JACC 2024 Höhere Lp(a)-Werte sind mit 46% erhöhtem ASCVD-Risiko assoziiert, besonders bei Diabetikern
Red Yeast Rice for Hypercholesterolemia PMC Article 2019 Rotschimmelreis reduziert LDL-Cholesterin um 15-25% bei 3-10mg Monacolin K täglich
Black Seed Oil Improves Vascular Function Natural Health Research 2022 Schwarzkümmelöl (500mg) verbessert signifikant die Gefäßfunktion bei Herz-Kreislauf-Risikopatienten
Role of Homocysteine in Cardiovascular Disease Development PMC Article 2015 Erhöhtes Homocystein ist assoziiert mit gesteigertem Risiko für koronare Herzkrankheit
Effect of Coenzyme Q10 on Cardiac Function and Quality of Life MDPI 2025 CoQ10 (2×60mg täglich) verbessert Herzfunktion und Lebensqualität bei Herzinsuffizienz-Patienten
Oxidized LDL Associates with Cardiovascular Disease PMC Article 2023 Oxidiertes LDL ist nützlicher Biomarker für CVD-Risikostratifizierung bei chronisch entzündlichen Erkrankungen
Vitamin D Deficiency and Risk for Cardiovascular Disease PMC Article 2009 Schwerer Vitamin D-Mangel (<10 ng/mL) erhöht Risiko für plötzlichen Herztod um das 3-5fache

Diese Tabelle unterstützt die Argumentation der von Prof. Dr. Pascal Domen erwähnten Konzepte der ganzheitlichen Herzmedizin mit aktueller wissenschaftlicher Evidenz, insbesondere zu Lipoprotein(a), oxidiertem LDL, Coenzym Q10, Schwarzkümmelöl, Rotschimmelreis, Strophanthin, Homocystein und Vitamin D als wichtige Faktoren in der präventiven Herzmedizin.

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